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Maritime "Schatzkiste"

06.09.2021
Neues Forschungsdepot des Deutschen Schifffahrtmuseums

Neues Forschungsdepot des Deutschen Schifffahrtsmuseums eröffnet

Nicht nur der Standort sorgt für durch und durch maritime Assoziationen: Das kürzlich im Fischereihafen Bremerhaven eröffnete neue Forschungsdepot des Deutschen Schifffahrtsmuseums/Leibniz-Instituts für Maritime Geschichte (DSM) wirkt mit seiner auffälligen Gebäudehülle in Plankenoptik wie eine Mischung aus Schiffsrumpf und Schatztruhe. Realisiert als vorgehängte hinterlüftete Fassade bieten die Außenwandkonstruktionen zugleich optimalen Brand-, Wärme- und Schallschutz.

Auf den rund 3.270 m2 Nutzfläche des neuen Forschungsdepots werden zukünftig bis zu 380.000 Archivalien und rund 60.000 Museumsobjekte des DSM gelagert – vom großen Segelrettungsboot „Geheimrat Heinrich Gerlach“ bis hin zu Knöpfen historischer Uniformen. Zur Konservierung und Lagerung der Exponate sowie für die Arbeit von Studierenden und Wissenschaftlern bietet das Gebäude optimale Bedingungen: In die zentrale Halle, in die auch große Exponate auf direktem Wege über entsprechende Zufahrtstore gebracht werden können, sowie die darüber liegenden Depoträume fällt kein natürliches Licht. Gleichzeitig sorgen regulierte Temperaturen zwischen 17 und 22 Grad sowie eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent für ein konstantes Raumklima.


 
Vorgehängte hinterlüftete Fassade

Einen wichtigen Beitrag für das Raumklima leisten auch die Außenwände, die bis auf wenige Fenster- und Toröffnungen in nahezu monolithisch-geschlossener Optik daherkommen. Christoph von Minden, verantwortlicher Projektleiter der mit den Fassadenarbeiten beauftragten Uwe Thormählen GmbH aus dem niedersächsischen Elsfleth, war mit seinem Team rund acht Monate vor Ort tätig und beschreibt den genauen Konstruktionsaufbau: „Die Basis bilden Außenwände aus 200 mm starkem Stahlbeton. In diese haben wir zunächst die Aluminiumunterkonstruktion für die vorgehängte hinterlüftete Fassade thermisch entkoppelt fixiert. Circa 1.800 m2 der Fassadenfläche sollten später mit Holzplanken bekleidet werden. Für rund 160 m2, unter anderem im Erdgeschoss im Bereich der Zufahrtstore sowie umlaufend um die wenigen Fensterbänder, war eine Metallbekleidung vorgesehen. Daraus ergaben sich kleine Unterschiede im weiteren Aufbau der Fassadenkonstruktion“, so Christoph von Minden. „Im Bereich der Metallfassade wurde ein zusätzliches Blech an der Brandschürze angebracht. Um den Versprung zur Holzfassade zu minimieren, haben wir dort eine 2 x 80 mm starke Dämmschicht verlegt, während hinter den Holzbekleidungen 200 mm starke Dämmplatten montiert wurden.“

Bau des Forschungsdepots

Gefordert waren nicht brennbare Dämmstoffe (Euroklasse A1), die mit einer niedrigen Wärmeleitstufe eine optimale Wärmedämmung sicherstellen können. Eine gleichermaßen leicht zu verarbeitende wie sämtliche Anforderungen erfüllende Lösung fand das Fassadenteam in den mit einem schwarzem Schutz-Glasvlies kaschierten Fassaden-Dämmplatten ULTIMATE FSP-034 von ISOVER. Dank der Hochleistungs-Mineralwolle ULTIMATE bieten die Platten bei einem vergleichsweise – dem herkömmlicher Glaswolle-Dämmplatten entsprechenden – geringen Gewicht nahezu die gleiche Festigkeit wie Steinwolle-Platten. „Das geringe Gewicht und die elastischen Eigenschaften der ULTIMATE Dämmstofffasern sorgen für eine einfache Verarbeitung auf der Baustelle und somit einen schnellen Baufortschritt. Gleichzeitig bietet die Vlieskaschierung unmittelbar nach Verlegung einen Witterungsschutz von bis zu drei Monaten, was die Logistik insbesondere in Schlechtwetterperioden erheblich entspannt“, erklärt Christoph von Minden.


 
Optimal anpassbare Brandsperren sorgen für raschen Baufortschritt

Einen weiteren entscheidenden Vorteil in Sachen Baufortschritt sicherten sich die Mitarbeiter der Uwe Thormählen GmbH mit der Auswahl und Montage der notwendigen Brandriegel. Seit 2010 schreibt der Gesetzgeber für Gebäude, die höher als sieben Meter sind und über vorgehängte hinterlüftete Fassaden mit geschossübergreifenden Hohlräumen verfügen, die Ausbildung geschossumlaufender Brandsperren vor. Im Brandfall behindern diese – häufig aus Stahlblech gefertigten – Brandsperren den sogenannten Kamineffekt im Hinterlüftungsspalt und damit die Ausbreitung eines Feuers.

Anbringen der Brandriegel

Statt auf die relativ aufwändige Montage von üblichen Stahlblechkonstruktionen setzten Christoph von Minden und seine Kollegen auf einen innovativen Brandriegel aus nicht brennbarer Steinwolle. Der Kontur BR Brandriegel von ISOVER besteht aus einer schmalen Steinwolle-Platte mit einem speziellen Zähneprofil an der Vorderkante. Die Höhe des Brandriegels beträgt standardmäßig 40 mm, die Länge 1.200 mm. Angeboten wird der Brandriegel in drei Stärken (200, 300 und 400 mm), wodurch er vor Ort optimal an die bauspezifischen Gegebenheiten angepasst werden kann. Für das Forschungsdepot in Bremerhaven hieß das: „Wir haben 300 mm starke Brandriegel auf 240 mm Dämmstärke reduziert, wodurch die vorgesehene Hinterlüftungsebene der Fassade von 40 mm vollständig ausgefüllt wird. Der wesentliche Vorteil dieses Brandriegels besteht darin, dass er ohne Unterbrechung der Arbeiten gemeinsam mit der Flächendämmung montiert werden konnte. Gelangt man an die Stelle, an der eine Brandsperre vorgesehen ist, wird der Kontur BR einfach mit dem Zähneprofil nach vorne zeigend auf die Flächendämmplatte gelegt. Anschließend werden die nächsten Dämmplatten mit etwas Anpressdruck auf den Brandriegel gesellt und mit Dübeln fixiert. Der Brandriegel hält seine Position zuverlässig durch die Klemmwirkung der oberen und unteren Platten“, so Christoph von Minden.

Verlegen der Brandriegel

 

Vorfertigung der Bekleidung sorgt für weitere Vorteile

Auf diese Dämmkonstruktion in A1-Qualität erfolgte als nächstes die Bekleidung aller Fassadenflächen. Hierfür wurden an die in einem Rastermaß von 800 mm angebrachten Aluminiumtragprofile die Metallpaneele sowie die Planken aus nordischer Kiefer (Kebony Character) montiert. Die das Gebäude prägende Plankenoptik entstand dabei insbesondere durch die Verwendung drei unterschiedlicher Breiten bei den Fassadenbrettern sowie durch deren Verlegung in geschossweise gegenläufiger Neigung. Auch hierbei hatten die Fassadenprofis eine möglichst optimale Baustellenlogistik im Blick. „Sowohl die Metall- als auch die Holzbekleidung haben wir komplett in unserer Werkstatt vorgefertigt. Dafür war im Vorfeld zwar ein absolut exaktes Aufmaß notwendig, das hat sich aber im weiteren Bauverlauf mehrfach ausgezahlt. Die Montage vor Ort erfolgte dadurch besonders zeitsparend und es wurden immer nur die Fassadenelemente zur Baustelle geliefert, die auch an diesem Tag angebracht werden sollten, sodass vergleichsweise wenig Lagerflächen vor Ort benötigt wurden.“

Verlegen der Flächendämmplatten

Ganz gleich, ob Schiffsmodelle, Galionsfiguren oder präparierte Tiere – die Exponate des Deutschen Schifffahrtsmuseums finden im neuen Forschungsdepot nicht nur einen „sicheren Hafen“, sondern auch eine attraktive Heimat, die bereits mit ihrem Äußeren auf die maritimen Wurzeln Bremerhavens und der gesamten Region Bezug nehmen.

Weitere Informationen zum neuen Forschungsdepot des Deutschen Schifffahrtsmuseums finden sich unter www.dsm.museum/forschungsdepot. Mehr zu den ULTIMATE FSP-034 Fassaden-Dämmplatten sowie dem Kontur BR Brandriegel unter www.isover.de.

 

 

Bautafel
Bauherr: Deutsches Schifffahrtsmuseum / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven
Planung: HASLOB KRUSE + PARTNER ARCHITEKTEN BDA, Bremen
Ausführung Fassade: Uwe Thormählen GmbH, Elsfleth
Fachberatung Dämmung: Wolfgang Schneider, Saint-Gobain ISOVER G+H AG


Modell des Forschungsdepots